Tag des Baumes am 25. April 2024: Die Winterlinde in Königsberg am Wetzlarer Weg

Eine schöne Krone hat die Linde, wenn nicht daran herumgeschnitten wird.
Winterlinde in Königsberg, Wetzlarer Weg-Foto Renell

Auf dem Foto ist die Winterlinde gegenüber dem Autohaus Scherer in Königsberg zu sehen. Am 10. April. hat sie noch keine Blätter. Daran merkt man, dass es in Königsberg doch immer etwas kälter ist. Aber ohnehin treiben Winterlinden später aus als die Sommerlinden, wie sie z.B. in der Gießener Straße in Rodheim ab der Tankstelle stehen. In der “Liste der Naturdenkmäler” des Landkreises Gießen ist sie benannt als “Linde in der Nähe des alten Bullenstalles”. Sie wurde etwa 1890 gepflanzt. 1976 wurde sie unter Schutz gstellt und ein Stammumfang von 2.60 m notiert. Da sie auf einem Privatgelände steht, konnten wir nicht nachmessen.
Elke Lepper, die die Königsberger Dorfchronik schreibt, teilte uns Folgendes mit:
“Hier befand sich früher der Eingang zum alten Friedhof. Im 17. Jahrhundert wurde der Friedhof von der Kirche hier an den damaligen Rand des Ortes verlegt. 1862 wurde er erweitert und bis Oktober 1919 fanden Begräbnisse dort statt. Vier alte Grabsteine wurden in den sechziger Jahren von hier an die Mauer neben dem Treppenaufgang zur Kirche verbracht. (Die Linde könnte evtl. bei Entstehung des Friedhofes gepflanzt worden sein)”

Meistens gab es ja bestimmte Anlässe für eine Baumpflanzung.

Zeichnung der Winterlinde (Wikipedia). Ihre Blätter sind glänzend, die der Sommerlinde eher rau. Sie blüht zwischen Ende Juni bis Mitte Juli, die Sommerlinde etwa zwei Wochen früher. Die Früchte der Winterlinde sind zarter als die der Sommerlinde. Man kann Öl daraus pressen oder die unreifen Früchte wie Kapern einlegen. Linden können 30m hoch und an die 1000 Jahre alt werden.

Die älteste Linde Europas in Heede im Emsland ist um die 1000 Jahre alt – und immer noch taufrisch. Sie ist der erste Nationalerbe-Baum Deutschlands.
Sie ist sogar 35m hoch und hat einen Stammumfang von 18m. Foto Emsland-Touristik

Sommer- und Winterlinde stammen aus Mitteleuropa. Das besondere an ihnen ist, dass sie erst im Sommer blühen, wenn andere Bäume und Sträucher längst Früchte angesetzt haben. Damit sind sie sehr wichtige Nektarquellen ür Insekten. Lindenhonig. Und der Duft blühender Linden ist unbeschreiblich gut. Aber die Linde wurde vielseitig verwendet. Die Blüten geben getrocknet einen wohlschmeckenden Tee, der Firber senkend ist. In früheren Zeiten durfte er in keinem Haushalt fehlen. Angewendet wurde er zur Schleimlösung bei Erkältungskrankheiten. Weitere Wirkungen sind wissenschaftlich bisher nicht erwiesen. Meine ersten Schnitzversuche machte ich mit Lindenholz, weil es sehr weich ist und kaum Maserungen zeigt. Der Bildhauer Tilmann Riemenschneider arbeitete viel damit (Eselsbrücke Til-mann, Tilia = Linde). Jetzt im Frühling esse ich gerne die Knospen oder gebe die frischen, zarten Blätter zu Blattsalaten.
Die Linde war bei den Germanen der Liebes- und Frühlingsgöttin Freya gewidmet*1). Heine sagte, „Sieh dieses Lindenblatt! Du wirst es / Wie ein Herz gestaltet finden, / Darum sitzen die Verliebten / Auch am liebsten unter Linden.“ Oder Walther von der Vogelweide:
Under der linden an der heide dâ unser zweier bette was â mugent ir vinden…
Es gab viele Tanzlinden. Oben wurde getanzt, unten saßen die Dorfbewohner im Schutz und Schatten der weit ausladenden Krone. Lindenalleen kann man von ferne schon durch die Herzform der Krone erkennen.

Der Name Textil ist zusammengesetzt aus der jeweils ersten Silbe von Tex-tor (=Weber) und Til-ia (= Linde). Wenn man im Februar oberarmdicke Äste der Linden für mehrere Wochen ins Wasser legte, konnte man anschließend die faserige Außenrinde abziehen. durch weitere Bearbeitung waren die dann zum Weben geeignet. Für Leute, die gerne experimentieren, ist das doch einen Versuch wert.

*1) uni-goettingen.de/de/symbolik-der-linde

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